Was den Underdog zu etwas Besonderem macht
Haben Sie schon mal von der Stadt Beaune gehört? Nein? Ich auch nicht, bis ich vor 5 Jahren zum ersten Mal zusammen mit Markus Eder in das verschlafene Städtchen im Herzen des Burgund in Frankreich gefahren bin um die Küferei zu besuchen, die ab sofort unser Sortiment erweitern sollte.
Dort angekommen stand zunächst eine Führung durch den Betrieb auf dem Plan. Die gestaltete sich aber relativ kurz, da die Tonnellerie wirklich klein war. Was aber gleich auffiel, waren die allgegenwärtigen Daubenstapel, die wie hunderte Schornsteine auf dem Betriebsgelände verteilt standen. Dazu aber später mehr…
Gründer
Ludovic Tremeaux, der Gründer und Geschäftsführer der Küferei zeigt uns ganz transparent, wie er und sein kleines 3-Mann-Team produziert. Die Fässer entstehen in Handarbeit, nur ganz wenige Maschinen, allesamt älter als ich sind in der Küferei zu finden. Alles wirkt etwas provisorisch, schon fast provinziell, aber schon in dieser ganz frühen Kennenlernphase spüren wir den Charme und die Authentizität, die diese Küferei ausstrahlt. Genau deshalb entscheiden wir uns für den Schritt die Fässer von Ludovic ins Programm aufzunehmen. Wir sollten es nicht bereuen!
Was macht die Fässer jetzt aber so besonders, oder anders gefragt: was unterscheidet sie von den Fässern anderer Hersteller? Ich versuche diese Frage nun mal chronologisch zu beantworten:
Das Holz
Zunächst ist da die Holzauswahl: nur sehr feinporiges Holz wird von Ludovic überhaupt zum Fassbau eingekauft. Dieses Holz bietet generell schon eine sanfte Tanninstruktur ohne zu „aufgesetzt“ zu wirken. Dann – und das ist wohl der entscheidende Unterschied zu den Mitbewerbern – ist da die Holzlagerung: im Gegensatz zu anderen Küfereien wird bei Tremeaux das Holz in so genannten „Chimneys“, also Schornsteinen aufgesetzt, dies hat den Vorteil, dass alle Dauben gleichmäßig an der Luft trocknen können und die Gerbstoffe sanft ausgewaschen werden. Die Luft kann, wie der Name schon vermuten lässt ähnlich wie in einem Schornstein fließen. Diese Methode ist sehr effektiv, hat aber den Nachteil, dass sie sehr viel Lagerplatz beansprucht. Das erklärt auch, wieso diese Stapel auf jeder freien Fläche der Küferei stehen.
"Artisanale" - Handwerkskunst
Natürlich bleibt die Welt auch in verschlafenen Städten in Frankreich nicht stehen. Und so kann es, dass die Tonnellerie Tremeaux einen neue, größere Küferei gebaut hat, sich mit der Tonnellerie Quintessence einen starken Partner ins Boot geholt hat und nun auch in größerem Stil produziert. Was sich aber trotz der Modernisierung nicht geändert hat ist das Handwerk, das in jedem einzelnen Fass steckt. Ob das nun die Auswahl der Dauben ist, das Zusammenstellen des Fasskorpus oder einer der vielen anderen Schritte, die Fässer von Tremeaux sind wirklich noch „Artisanale“ – das lässt sich am ehesten mit „Handwerkskunst“ übersetzen.
Toasting
Was mich bei dem ersten Besuch in Beaune wirklich beeindruckt hat war das Toasting. Das komplette Portfolio wird auf nur 3 verschiedenen „Toasting-Pots“ generiert. Gesteuert wird das ganze dann über den Faktor Zeit und die Erfahrung des älteren Mitarbeiters (der für mich das ein oder andere Klischee bedient hat: gestreifter Pullover, Barette auf dem Kopf – ich habe mich nicht getraut zu fragen, ob er in der Pause auch Boule spielt…). So werden die Fass-Rohlinge über das Feuer gestülpt, der gute Mann schaut das ein andere Mal in das Fass oder auf die Uhr, und wenn er nickt, dann ist das Toasting wie bestellt. Klingt einfach? Ist es auch! Aber auch genial. Wenn man nämlich 100 Fässer mit dem gleichen Toasting bestellt, dann SIND die auch alle gleich!
Mittlerweile arbeiten wir ja schon seit 5 Jahren mit Tremeaux zusammen. Und keine Wärmebehandlung wich jemals von der Bestellung ab.
Folgende Varianten gibt es:
Légère Longue (Köpfe nicht getoastet) – zielgerichtet auf weiße Weine, sowie gelegentlich auf rote Weine, die eine feine Tanninstruktur benötigen. Diese Toastung bewirkt leicht getoastete Aromen und verleiht durch eine cremige Textur dem Gaumen zusätzliches Gewicht.
Blonde Speciale (Köpfe nicht getoastet) – Unser Blonde Spéciale Toast ist die perfekte Harmonie von Klarheit und aromatischer Komplexität. Dieser Toast unterstreicht Mineralität und Salzgehalt bei Weißweinen, während er bei Rotweinen eine zarte Textur am Gaumen zeigt. Er drückt Finesse aus und betont die Fruchtcharakteristik.
Moyenne (Köpfe nicht getoastet) – geeignet für rote und weiße Weine. Dieses Fass bietet einen abgerundeten Geschmack und einen exzellenten langen Abgang, während es gleichzeitig die Frucht unterstreicht. Noten von geröstetem Brot und reichhaltigem Schmelz.
Moyenne Plus (Köpfe nicht getoastet) – zielgerichtet auf rote Weine. Dieses Fass bietet exzellente Schwere, Abgang und Komplexität. Aromen wie Vanille, Honig und geröstete Nüsse.
Was die Fässer noch als besonders kennzeichnet ist ohne Zweifel die Qualität. Jedes Fass wird nicht ein, sondern gleich 2 x auf Dichtigkeit geprüft.
Sie sehen also: man darf die Underdogs nicht unterschätzen.
Bleiben Sie FASSzniert
Ihre
Angela Pfahler
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