Fässer aus Mizunara-Eiche und ihre Extravaganz
Mizunara (bot.: quercus crispula) – ein Name, der uns gleich wissen lässt, wohin die Reise vermutlich gehen wird. In die Länder der aufgehenden Sonne – Richtung Fernost besser gesagt nach Japan.
Historischer Abriss
Geboren wurde das erste Mizunarafass während einer düsteren Epoche der Weltgeschichte.
Zu Zeiten des zweiten Weltkrieges herrschte in Japan Mangel an allerlei täglicher Bedarfsgüter wie Lebensmittel, Medikamente etc. – so könnte man meinen, dass sich keiner um den Verzehr von Whiskey geschert hat. Doch falsch gedacht: das Getränk fand vor allem bei den Besatzungstruppen einen großen Anklang. Anders als in Europa, wo der Bau von Holzfässern eine Historie von tausenden Jahren hat, mussten sich die japanischen Whiskyhersteller ein erstes Mal an Holzfässern wagen.

Was steckt hinter der Mizunara-Eiche?
Der Begriff Mizunara setzt sich aus zwei Worten zusammen: Mizu- was in Japan Wasser bedeutet und Nara was für Eiche steht.
Die Mizunara – Eiche zeichnet sich durch ihren sehr hohen Wassergehalt aus, was einen weitaus längeren Trocknungsprozess mit sich bringt als wir es von der Quercus- Eiche kennen. Eine weitere besondere Eigenschaft ist das vergleichsweise langsame und in sich gedrehte Wachstum. Die hinzukommenden häufigen Astwüchse minimieren zusätzlich den Gewinn des Rohstoffes.
Bevor die Stämme der Mizunara-Eiche auf öffentlichen Auktionen versteigert werden, wachsen sie im Durchschnitt für ganze 200 Jahre. Bereits hier ist der Rohstoff von enormen Wert – ohne, dass dieser den Wald überhaupt verlassen hat.
Eine Herausforderung für erfahrene Küfer
Aufgrund des ursprünglich hohen Wassergehalts und der Fragilität des Holzes, braucht es zur Verarbeitung besondere Vorsicht und Geschick. Die kleinste Nachlässigkeit kann Risse in dem wertvollen Holz verursachen und es unbrauchbar werden lassen. Durch die hohe Wassereinlagerung fehlen dem Holz auch wasserfeste Ölenzyme , was auch in der Abdichtung der Fässer besonderes Know-How erfordert.
Auch wenn all diese Eigenschaften nicht ganz günstig klingen, sind die Vorzüge dieses besonderen Holzes nicht zu leugnen.
Das besondere Etwas
Das in sich verdrehte Wachstum der Eiche gibt dem Destillat die Möglichkeit des noch intensiveren Extrahierens der Aromen einer Mizunara-Eiche.
Die Mizurana-Eiche bringt eine enorme und auch nicht ganz gewöhnliche Aromenvielfalt mit sich: von deutlicher Vanille, Sandelholz, Kokosnuss, süß-kräftiger Würze und Weihrauch. Also ein Paket, das sich nur selten finden lässt. Der nur sehr geringe Tanningehalt stellt die charakteristisch starken Holztöne vermehrt in den Hintergrund und gibt dem Destillat und den Aromen mehr Entwicklungsmöglichkeiten.

Lohnt sich die Extravaganz?
Diese Frage stellt sich sicherlich der ein oder andere. Lohnt es sich in ein Mizunarafass zu investieren?
Wir können nur sagen – JA!
Die Aromenvielfalt allein spricht schon für sich. Die sehr geringe Verfügbarkeit auf dem europäischen Markt zeigt sich als absolutes Alleinstellungmerkmal.
Hier entstehen Destillate die jedes Genießer – und Sammlerherz höherschlagen lassen. Sei es in der Form eines Blends , Single Malt oder in der regulären Destillatreifung.
Selbst Destillateure in Japan haben Probleme an solche Fässer zu kommen. Oftmals reicht schon der bloße Name auf einem Etikett „Mizunara“ um eine große Begehrlichkeit zu wecken – und wenn dann noch der Geschmack stimmt…!
Die größte Hürde ist hier sicherlich die Zeit; viele Fachleute sprechen sich hier für eine sehr lange Fassreifung aus um die komplette Aromenwelt der Wassereiche im Destillat ausreifen zu können. Wir reden hier von 15-20 Jahren und somit von exklusiven Produkten.
Das Verproben eines solchen Produktes lohnt sich in allen Fällen!
Der persönliche Eindruck
Ich hatte in den vergangenen Tagen das Vergnügen eine Mizunara-Vollreifung probieren zu dürfen.
Der Unterschied zu den bekannten Eichenfässern könnte größer nicht sein. Weich und geschmacklich rund, holt einen die Exotik des Fasses direkt ab. Hier wird es in den kommenden Jahren sicherlich einige Neuvorstellungen auf dem deutschen und europäischen Markt geben. Die Arbeit, die dahintersteckt: zum einen diese Fässer überhaupt erst zu bauen und zum anderen die Fässer erstmal nach Europa zu bekommen ist fast ein eigenes Thema für sich. Umso schöner ist es, wenn wir ihnen das ein oder andere Glas mit ihnen zusammen verkosten können.

Auf ein nächstes Mal!
Stephan
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