Klimaschutzleistungen bewirtschafteter Wälder
Wer uns in Facebook oder Instagram folgt, weiß schon, dass wir Besuch von der SDW – Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – mit ihrem Projekt „Expedition Carbon“ hatten. In dem betriebsinternen Seminar ging es um „KLIWABE“ – Klimaschutzleistung bewirtschafteter Wälder und wie wir dieses Wissen in Führungen, Seminaren und ähnlichem weitergeben können. Für mich selbst ist es ein hochinteressantes Thema.
Wir kennen das ein oder andere noch aus unserer Schulzeit, aber wir sind nicht so tief in dieses Thema eingestiegen und vor allem im Zusammenhang mit bewirtschafteten Wäldern. Wenn wir ehrlich sind, denkt man da nur an Abholzung aber diese Bewirtschaftung beinhaltet viel mehr! Aber fangen wir doch ganz von vorne an…
Was ist Wetter? Was ist Klima?
Das waren die ersten Fragen die uns gestellt wurden. Man weiß schon den Unterschied – irgendwie – aber kann man das Ganze in einfache, kurze Worte packen, ohne auszuholen? Manchmal ist es schwer das in einen prägnanten Satz zu fassen. Aber mein Kollege Ralf Messing hatte es auf den Punkt gebracht „Wetter ist das, was gerade passiert – es regnet. Klima ist das, was auf langer Frist passiert.“
Wenn man das so hört, ist es einfach, oder? Hier aber eine kleine etwas ausführlichere Erklärung:
Wetter
Das Wetter beschreibt den physikalischen Zustand der Atmosphäre zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Das sind Sonneneinstrahlung, Wind und Niederschlag.
Klima
Das Klima ist etwas, was sich nicht kurzfristig verändert und es sind Mittelwerte, die über mindestens 30 Jahre erfasst werden.
Temperaturanomalien
Temperaturanomalien sind Teil des Klimawandels, den wir immer mehr spüren. Von Jahr zu Jahr wird es durchschnittlich wärmer. Als Anomalie versteht man dabei eine Abweichung der Messwerte vom Durchschnitt zurückliegender Zeitperioden. Für Interessierte ist dies mit einer Grafik vom Deutschen Wetterdienst noch besser ersichtlich. Einfach dem Link folgen.
Aber was macht ein halbes Grad bei der Erderwärmung aus? Wenn man ein paar Zahlen sieht, sehr viel!
1 Anstieg der Jahreshöchsttemperatur in Teilen Europas
– Bei 1,5 Grad Erwärmung: +3-4 °C
– Bei 2 Grad Erwärmung: +5 °C
2 Anteil der Landfläche mit steigendem Überschwemmungsrisiko durch Flüsse
– Bei 1,5 Grad Erwärmung: 11 %
– Bei 2 Grad Erwärmung: 21 %
3 Jährlicher Anstieg des mittleren Meeresspiegels bis zum Jahr 2100
– Bei 1,5 Grad Erwärmung: 4 mm
– Bei 2 Grad Erwärmung: 5,5 mm
4 Anteil der vom Absterben bedrohter Korallenriffe
– Bei 1,5 Grad Erwärmung: 70-90 %
– Bei 2 Grad Erwärmung: 98-99 %
5 Anteil der Insektenarten, die mehr als die Hälfte ihres Verbreitungsgebietes verlieren
– Bei 1,5 Grad Erwärmung: 6 %
– Bei 2 Grad Erwärmung: 18 %
Quelle: Seminar SDW – Expedition Carbon, Klimaschutz in Wald & Holz, 31.10.2022
Treibhauseffekt
Natürlicher Treibhauseffekt
Was ist der natürliche Treibhauseffekt?
“Unter Treibhauseffekt versteht man die Erhöhung der Temperatur der unteren Atmosphäre sowie des Bodens aufgrund der Strahlungswirkung von Treibhausgasen*. Während die Atmosphäre für die von der Sonne eintreffende kurzwellige Strahlung recht durchlässig ist, gibt es die sogenannten Treibhausgase*, welche die langwellige Strahlung absorbieren, die von der Erdoberfläche, der Atmosphäre und den Wolken in Richtung Weltall abgegeben wird. Ein Teil dieser langwelligen Strahlung im thermischen Infrarotbereich wird von den Treibhausgasen* entsprechend ihrer spektralen Eigenschaften absorbiert und wieder abstrahlt – sowohl in Richtung Weltall als auch in Richtung Erdoberfläche. Der in Richtung Erdoberfläche abgegebene Anteil führt zu einer zusätzlichen Erwärmung der unteren Atmosphäre und Erdoberfläche.”
(Quelle: Deutscher Wetterdienst, 26.01.2023 – https://www.dwd.de/DE/service/lexikon/Functions/glossar.html?lv2=102672&lv3=731308)
Anthropogener Treibhauseffekt
Der anthropogene Treibhauseffekt basiert auf dem gleichen Prinzip wie der natürliche Treibhauseffekt.
Nur ist dies der von Menschen verursachte Anteil des Treibhauseffektes und der Erderwärmung. Die durch uns vermehrten Treibhausgase* lassen weniger Strahlung ins Weltall als beim natürlichen Treibhauseffekt.
Zur Folge: die Wärme staut sich mehr und die Erde erwärmt sich.
PS: Ohne Treibhauseffekt würde es auf der Erde um die -18 °C kalt sein!
*Treibhausgase: Die Treibhausgase sind ein Gemisch aus CO2 (Kohlenstoffdioxid), H2O (Wasser) und O2 (Oxygen – Sauerstoff).
Ursachen des Klimawandels
Ich weiß… wir hören es fast täglich, was die Ursachen des Klimawandels sind, aber es schadet nicht sich diese immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Wenn jeder nur einen kleinen Bruchteil in seinem Leben etwas klimafreundlicher gestaltet, dann reduziert es im Großen und Ganzen unsere CO2 Produktion.
So wie wir betriebswirtschaftliche Prozesse hinterfragen, um effizienter und preissparender zu arbeiten. So können wir zum Beispiel die ein oder andere Autofahrt hinterfragen.
Energiegewinnung durch Verbrennen von fossilen Brennstoffen
Herstellung und Transport von Waren
Landwirtschaft und Ernährung
Personen- und Güterverkehr
Wohnungs- und Hausbau
Waldbrände
Schon mal Gedanken gemacht wie viele CO2 gefüllte Luftballons jeder von uns pro Tag produziert? Noch nicht, oder?
Im Durchschnitt würde jeder Deutsche 6.000 mit CO2 gefüllte Luftballons produzieren!
Der Wald und CO2
Photosynthese
Jetzt ist die Frage: Was hat der Wald mit dem Klimawandel zu tun?
Hierfür müssen wir etwas in den Biologieunterricht und auf die Photosynthese zurückgreifen. In der Natur ist die Photosynthese der wichtigste Stoffwechselprozess. Durch sie bilden Pflanzen nicht nur ihre Biomasse, sondern es entsteht auch Sauerstoff, die Grundlage jedes Lebewesens.
Die Photosynthese findet in den grünen Teilen einer Pflanze oder eines Baums statt. In den Zellen der Blätter gibt es kleine Farbstoffteile, das sogenannte Chlorophyll. Dieses spaltet Kohlenstoffdioxid (CO2) und setzt es dann mithilfe der Sonneneinstrahlung neu zusammen. Es entsteht Glucose (Zucker) und Sauerstoff. Letzteres gibt die Pflanze an ihre Umwelt ab. Der Kohlenstoff ( C ) wird bei diesem Prozess in der Pflanze, also auch im Baum gespeichert.
Hier die vereinfachte Formel der Photosynthese:
6CO2+6H2O+Lichtenergie -> C6H12O6(Glucose)+6O2
Zusammensetzung von Holz
Wie setzt sich das Holz jedoch zusammen? Wir haben gelernt durch die Photosynthese wird also Kohlenstoff ( C ) in jeder Pflanze und vor allem auch in Bäumen gespeichert. Ein Baum setzt sich aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und mineralische Bestandteile zusammen.
Wenn ein Baum also gefällt wird, wird der Kohlenstoff nicht freigesetzt, sondern im Holz gespeichert. Solange das Holz nicht verbrannt wird, wird kein Kohlenstoff freigesetzt. Man kann es sich auch sehr gut mit Luftballons vorstellen. Die Luftballons stellen die Bäume dar und beinhalten den Kohlenstoff. Wenn wir also aus einem Wald aus Luftballons zwei entfernen, entweicht der Kohlenstoff noch nicht. Erst wenn wir den Ballon beschädigen, entweicht der Kohlenstoff. Fazit: Kohlenstoff bleibt im Holz gebunden, bis es verrottet oder verbrennt.
Der Wald und die Bäume senken also den CO2-Gehalt! Ein Kubikmeter Holz speichert 1 Tonne Co2!
Der Wald ist der größte Kohlenstoffspeicher auf dem Festland. Durch seine Bäume, das Totholz, die Humusauflage und den Boden speichert der Wald 2,6 Milliarden Tonnen Kohlenstoff – bedeutet 9,6 Milliarden Tonnen CO2.
Zum Vergleich: in Deutschland wurden im Jahr 2021 rund 678 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid Emissionen verursacht.
Weitere Leistungen des Waldes
Der Wald speichert jedoch nicht nur unser CO2 sondern hat noch weitere Funktionen. Bezüglich des Wetters hat der Wald einen kühlenden Effekt – wer von uns hat sich dieses Jahr im Sommer nicht in den Wald geflüchtet? – und ein lokaler Luftaustausch findet statt. Im Bereich Klima ist der Wald ein wichtiger Bestand des Wasserkreislaufs, ist Wasserspeicher und mitverantwortlich für die Wolkenbildung. Der Wald reinigt die Luft, ist ein Boden- und Erosionsschutz und – wie zuvor erfahren – ein Kohlenstoffspeicher.
Das ist aber immer noch nicht alles! Unser Wald bietet Lebensraum für ungefähr 10.000 Tier- und Pflanzenarten und sichert dadurch auch die Artenvielfalt. Das bedeutet für uns Menschen auch, dass der Wald ein wichtiger Rohstofflieferant für die wirtschaftliche Nutzung ist. Er sichert ebenfalls Arbeitsplätze im ländlichen Raum und liefert uns Nahrung wie Wild und Früchte.
Wie wir aber schon im Lock-Down feststellen konnten hat der Wald noch eine weitere wichtige Funktion für uns! Wer kennt nicht das Gefühl einen Wald zu betreten, in diesem spazieren zu gehen oder zu wandern? Es ist purer Balsam für die Seele und für uns Menschen hat der Wald eine wichtige Erholungs- und Gesundheitsfunktion.
Einfluss des Klimas auf den Wald
Wenn der Wald das Klima beeinflusst, dann beeinflusst das Klima auch den Wald.
Also was hat das Klima für Auswirkungen auf den Wald? Die Böden trocknen aus und Erosion passiert. Erosion ist die zerstörerische Wirkung von fließendem Wasser, Eis und Wind auf der Erdoberfläche. Lange Trockenzeiten sowie regnerische Winter können ebenfalls für den Wald gefährlich werden.
Durch Extrem- Wetter steigt die Gefahr von Sturmschäden sowie Waldbrand (letzteres sehr verheerend für unsere CO2 Emission!). Die Bäume können leider nicht kurzfristig auf ihre Umwelt reagieren und durch das veränderte Klima werden begünstigte Umweltverhältnisse für Schaderreger geschaffen, die den Wald und die Bäume zerstören.
Fun Fact: Anhand von Baumscheiben kann man ablesen ob in einem Jahr günstige Wachstumsbedingungen herrschten.
Bewirtschaftete Wälder
Warum ist das recht verrufenen bewirtschafteten der Wälder also so wichtig für den Klimawandel und die Reduktion des CO2?
Oft sehen wir Menschen nur das Offensichtliche – bewirtschaftet bedeutet für uns: Die Bäume werden gefällt. Um ehrlich zu sein habe ich mir selbst vor meiner Arbeit bei Wilhelm Eder auch nicht so die Gedanken gemacht was das “bewirtschaftet” wirklich bedeutet. Ja es werden Bäume gefällt, aber bewirtschaftet bedeutet auch, es werden Bäume angepflanzt, wie in der normalen Landwirtschaft angepflanzt wird. Im Wald ist diese Bepflanzung auf Jahrhunderte angelegt! Ein Baum brauch viele Jahre, um groß zu wachsen. Deswegen sagen wir auch liebevoll zu unserer Fass-Eiche, die wir in der Produktion benutzen, Napoleon-Eiche. Diese Eichen wurden zu Zeiten Napoleons gepflanzt! Die Eiche ist also über 200 Jahre alt.
Es ist also nicht einfach einen Bestand auf Jahrhunderte zu planen, pflanzen und zu pflegen. Für die Artenvielfalt ist die Bewirtschaftung sehr wichtig. Denn es wird natürlich auch bei Bäumen und Pflanzen auf die Vielfältigkeit geachtet. Und diese wiederum ist sehr wichtig für den Erhalt und die Vielfalt des Tierreiches. In Deutschland gilt auch: Für jeden gefällten Baum wird ein neuer gepflanzt!
Bewirtschaftete Wälder sind also wichtige Klimaschützer! Sie entlasten die Atmosphäre jährlich um 127 Millionen Tonnen CO2 in Deutschland!
Produkte aus Holz als CO2 Speicher
Holz ist ein langsam nachwachsender Rohstoff, den wir gerne benutzen. Jedoch sind Anbauflächen und Zuwachsraten begrenzt. Umso wichtiger ist dann, das Holz (unser Kohlenstoffspeicher) über längeren Zeitraum hinweg stofflich, also möglichst unverarbeitet und effizient zu nutzen.
Eine sehr gute Lösung bietet und hierbei die sogenannte Kaskadennutzung. Das Holz wird hierbei innerhalb einer Nutzungskette auf möglichst vielen Nutzungsstufen verwendet.
Das bedeutet auch, das der Kohlenstoff in Holzprodukten wie Möbeln, Häusern, Werkzeugen und vielen mehr gespeichert wird. Vieles (Bau-)Stoffe können durch Holz ersetzt werden und Co2 wird mehr eingespart. Papier spart zum Beispiel für 3 Jahre, Vollholzprodukte für 30 Jahre und Holzhäuser 50 Jahre bis mehrere Jahrhunderte CO2.
Holzproduktespeicher – 2 Mio. Tonnen Co2/Jahr
Substitution stofflich – 30 Mio. Tonnen Co2/Jahr
Substitution energetisch – 36 Mio. Tonnen Co2/Jahr
Waldspeicher 58 Mio. Tonnen Co2/Jahr
Was tragen wir zur CO2 Einsparung/Speicherung bei?
Ich habe weit ausgeholt, um zum eigentlichen Punkt zu kommen. Aber all diese Informationen sind wichtig, um zu verstehen wie wir als holzverarbeitender Betrieb zur Co2 Einsparung und Speicherung beitragen.
Unsere Partnerküfereien und wir beziehen nur aus zertifizierten und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern unser Holz. Für jeden gefällten Baum wird ein neuer Baum gepflanzt. Abgesehen davon setzt sich Familie Eder in der Wiederaufforstung ein wodurch im Jahr 2019 circa 5.000 Bäume allein durch sie gepflanzt wurden. Auch haben wir eine Patenschaft für einen Luchs – namens Lycka – übernommen und diesem eine Fass-Serie unserer Eigenmarke FassStolz® gewidmet.
Als Firma versuchen wir das Wertholz für unsere Produkte so optimal wie nur möglich zu nutzen, aber auch die Kaskadennutzung reizen wir, soweit es geht, aus. Bei einer Kaskadennutzung wird ein Rohstoff – in unserem Fall Holz – mehrfach und aufeinander folgend zur Herstellung von Produkten genutzt.
In unserem Fall: Alten Fässern wird neues Leben eingehaucht!
Zum Beispiel setzen wir uns sehr für Wiederaufbereitung alter, großer Weinfässer ein. Wir bekommen Anfragen von Weingütern selbst, die diese Fässer danach weiter benutzen oder wir kaufen sie auf, bereiten sie auf und verkaufen sie weiter. Das bedeutet, dass zum Beispiel ein 100 Jahre altes Fass weitere 100 Jahre oder mehr benutzt wird und das CO2 im Holz wird weiter gespeichert!
Falls die Fässer nicht mehr zur Wiederbelegung gebraucht werden können, so ist ihre Lebenszeit immer noch nicht vorbei. Diese Fässer sind wunderschöne Deko für Haus und Garten. Als einfaches Dekofass, Blumenkübel oder Regentonne schenken sie uns noch weitere Jahre Freude.
Dabei bleibt es jedoch auch nicht! Wir bauen aus diesen Fässern in unserer Fass-Schreinerei auch Möbelstücke wie Tische, Regale und Displays. Diese zieren Tastingräume, Esszimmer, Vinotheken, Supermärkte und mehr. Echte Schätze für Liebhaber und Individualisten. Jedes Möbelstück kann personalisiert werden.
Was passiert aber mit Fässern, die nicht als Deko oder Möbelstück geeignet sind? Teilweise sind einzelne Dauben sehr beliebt, aus denen der Hobby-Bastler Lampen, Kerzenständer und vieles mehr baut. Ansonsten versuchen wir so viel Holz wie möglich auch zu Fasslagern, Tischplatten oder mehr zu verwandeln.
Fazit
Es ist also ein ewiger Kreislauf der Wiederverwertung und wir alle können überlegen was für einen Teil – so klein er auch sein mag – wir dazu beitragen können, um unsere Umwelt und das Klima zu schützen.
Bis bald,