Zurück auf dem Bourbon Trail mit Markus Eder
Am 04. Juni war es endlich mal wieder so weit. Gemeinsam mit meinem Sohn Jonas, der in unserer Küferei und in dem Sägewerk die technische Leitung übernommen hat, meinem Kollegen und Vertriebsleiter Ralf Messing und zwei meiner Kunden haben ich in Frankfurt das Flughafen-Chaos in Richtung Chicago hinter mir gelassen. Pandemiebedingt liegt mein letzter Besuch auf dem Bourbon Trail, einem Pfad durch Kentucky entlang der wichtigsten Bourbon Destillen in den USA, inzwischen auch gespickt mit vielen Craft Destillen die einen besonderen, weil individuellen Esprit versprühen, zwei Jahre zurück. Wobei der Name Craft Destiller oder Kleinbrenner in Amerika einen anderen Stellenwert genießt als zum Beispiel in Deutschland. Ein Craft Destiller hat schon einmal 50 000 Bourbonfässer oder mehr, in Deutschland benötigst du zumindest ein Holzfass, um den Ruf des Edelbrenners zu frönen.
Von Chicago aus, wo wir uns am ersten Tag den Sehenswürdigkeiten der Stadt nicht entziehen konnten, ging es Roadmovie-Like in einem typisch amerikanischen Riesenauto Richtung Indianapolis.
Old 55 Destille - Indiana
Unterwegs hat uns mein Sohn Jonas ein Tasting bei der Old 55 Destille in Newton, Indiana organisiert. Eine kleine Farm mit zwei großen Getreidesilos und einem Pickup vor einer großen Halle mitten im gefühlten no-where in den Vereinigten Staaten. Aber dann….. Eric, ein Farmer wie man es sich vorstellt und seine Schwester führen die Destille. Die beiden hießen uns mit großer Gastfreundschaft willkommen und führten uns ihre Brennerei vor. Sie sind Fans Deutscher Brenntechnologie und lassen ihre Whiskys in kleinen 100 l Holzfässern aus amerikanischer Eiche reifen, des intensiven Holzkontakts zu Liebe, wie mir Eric verrät. Später im Tasting-Raum der beiden dann die Offenbarung, Eric holte einen Bourbon hervor, der zu 100% aus Mais gebrannt ist und vier Jahre lang in den kleinen Eichenholzfässern vor sich hin reifte. Wir waren schlichtweg aus dem Häuschen. Ich glaube nicht viele Whisky- oder Bourbon-Enthusiasten hatten schon einmal das Vergnügen – ein wahrer Gaumenschmeichler. Ich konnte nicht widerstehen und erstand die erste Flasche auf der Tour.
Weiter über Indianapolis ging es dann in die Hauptstadt des Bourbons, nach Louisville. Dort besuchten wir meinem Freund und Geschäftspartner Tim, der uns, der Wilhelm Eder als Scout die vielen erstklassigen vorbelegten once selected Bourbonfässer organisiert und mit viel Geduld, die dafür vielen und sehr raren Überseecontainer sucht und bucht. Hier in Tims Halle waren meine mitreisenden Kunden zum ersten Mal von der Dimension und der Menge an Holzfässern beeindruckt – es sollte nicht das letzte Mal sein. Auch ich muss zugeben, wir in Bad Dürkheim haben schon ein sehr sehr großes Lager für europäische Verhältnisse, aber Tim steht dem in nichts nach!
Woodford Distillery
Weiter ging es nach Versailles in Kentucky, quer durch das Bluegrass Land, Pferdeland, für alle die dem Galoppsport frönen zu der aktuell wohl mit angesagtesten Brennereien in den USA. Die Woodford Distillery – eingebettet in einem gepflegten Park. Wir wurden sachkundig und geduldig – als Profis haben wir natürlich viele Fragen zu den Brennvorgängen, der Reifung und dem Füllen der Holzfässer- durch die Destille geführt. Im Vip Tasting – das kann ich euch allen nur empfehlen – sind wir dann in die Produktrange von Woodford und die Unterschiede der Blends Woodford Reserve und Woodford Double Oak eingeführt worden. Diese Tastings haben sich in unserer Trail Woche wie ein rotes Band gezogen, und immer wieder geht es um das Brennen, die Philosophie des Reifens, die Wahl des richtigen Holzfasses. Hier in den USA muss das immer ein 190 l neues Bourbonfass aus Amerikanischer Eiche sein, damit später Bourbon darin reifen darf. Aber auch, und das ist für die Amerikaner ein Novum um das Finishing des Bourbons, z.B. in Holzfässern aus einer Cognac Belegung oder auch um die Nachreife in einem Sherryfass oder einem Holzfass aus Mizunara Eiche.
Wer auf dem Bourbon Trail unterwegs ist muss nach Bardstown, Kentucky! Ich glaube es gibt keine Gemeinde auf der Welt, auf deren Gelände und so viele Whiskyfässer in riesigen Rickhouses – Fasslagergebäuden- reifen wie in und um Bardstown herum. Großzügig angelegte Areale, grün bewachsen mit immer frischem Rasenschnitt stehen diese unzähligen Warehouses in der Landschaft, jedes von ihnen beherbergt die unvorstellbare Zahl von ca. 58 000 Holzfässern!
Independent Stave Group
Nach dem Besuch bei Woodford habe ich dann meine kleine Reisegruppe auf meinen Schwerpunkt dieses Aufenthalts eingeschworen. Auch in Amerika benötigt man, um Bourbon zu lagern, Holzfässer und Dauben, die zuerst wie bei uns in Bad Dürkheim in unserem Sägewerk produziert werden müssen. Gefühlt bin ich mit der Independent Stave Group fast verheiratet. Seit ca. 30 Jahre nun sind wir enge Geschäftspartner – der größte Fasshersteller der Welt und die Firma Wilhelm Eder aus Bad Dürkheim. Hier bekomme ich immer, wann ich es möchte, Zugang zu einem Sägewerk – heute war es Morehead in Kentucky und der Produktion von Bourbonfässern in Lebanon ebenfalls Kentucky. Dimensionen in technischer Ausstattung, Know how und schierer Größe, wie wir es uns in Europa – und ich kenne sehr viele Küfereien auf dem Kontinent und Tonnellerien in Frankreich – nicht vorstellen können. Mit amerikanischer Akribie und Effizienz wird hier amerikanisches Holz – Quercus Alba – aus Kentucky verarbeitet, mit möglichst wenig Ausschuss immer unter dem Aspekt Speed und Qualität. Nicht nur im Sägewerk, auch in der Produktion der Bourbonfässer, werden unter hoher Effizienz Fassdauben gefügt, Fassköpfe zusammengesetzt, Dauben in Windeseile und unter Akkordarbeit zu Fässern geformt und dann mit sehr heißer Flamme gecharrt – innen ausgekohlt, der typischen Bauart der Bourbonfässer. Alle Fässer werden unzählige Male bis hin der Endkontrolle in die Hand genommen, weiter auf dem Förderband zur nächsten Station gefahren und alles eben unter dem Aspekt „schneller, höher, weiter“!
Aufgefallen ist uns allen die Disziplin der Arbeiter in den Werken und der Stolz, dieses Amerikanische Produkt herzustellen – ich denke eine Anregung, die wir auch nach Deutschland mitbringen werden.
Lux Row Distillery & Maker's Mark
Wer soll das alles trinken, fragt mich Thomas, mein Kunde aus dem Fond beim Vorbeifahren auf der Interstate? In Bardstown dreht sich alles um den Whisky, von der Anzahl der Hotelzimmer für die Bourbon Trail Besucher über die Whiskymenüs beim Diner bis zu den Drinks, die man gerne so ab 5:00 am Nachmittag zur Einstimmung eben auf diese Diners nimmt.
Natürlich schauten wir auch bei Heaven Hill Tasting und bei einer relativ neuen Destille, der Lux Row Distillery vorbei, die uns durch großzügig angelegtes Gelände, moderne Interpretation der Architektur und durch ehrliche Bourbons begeisterte. Phänomenal war hier, dass an einem Werktag bereits morgens um 9:00 Uhr der „Laden“ voll war und wenn man sich die Nummernschilder der Autos, und auch das darf in Amerika nicht fehlen, – der Chopper auf dem Parkplatz anschaut, kommen die Besucher aus den ganzen Vereinigten Staaten nach Kentucky auf den Bourbon Trail.
Nun aber schnell zur Pilgerstätte des Bourbon Trails – Maker´s Mark in Loretto, Kentucky. Du denkst du kommst in ein idyllisches Tal, es geht um Pferde – weiß eingezäunte Koppeln so weit das Auge reicht – aber dann in rot und schwarz eine Ikone des Bourbons. Offene Maischebottiche aus Holz, natürlich ein Highlight für Küfer und Holzfassbauer wie wir es sind, gepaart mit einer für uns zusammengestellten Führung über fast vier Stunden! Da blieb keine Frage offen. Es wurde herzlich viel und offen erzählt zum Abschluss gab´s noch Whisky- Chicken auf Reis – das haben wir uns auf der langen Tour durch die Maker´s Mark verdient.
Niemals vergessen werden wir die Glaskunst, die den Angels´ Share nachstellt, in einem der Warehouses von Maker´s Mark. Ich kann jedem nur einen Besuch empfehlen – eine der schönsten Destillen in den Vereinigten Staaten.
Aufgefallen ist uns, wie übrigens auf der ganzen Reise, die Freundlichkeit und Gastfreundschaft die uns als Besucher entgegenschlägt! Ich glaube auch das können wir als Ideen gut nach Deutschland mitnehmen.
Jim Beam & Four Roses
Nicht weit von Bardstown ist das „Must be“ auf dem Bourbon Trail, ob man will oder nicht aber Jim Beam in Clermont muss man gesehen habe. Ein kleiner Freizeitpark mit Restaurants, einer Führung, die man nur per Bus aufgrund der Weitläufigkeit des Geländes bewerkstelligen kann und dann natürlich auch ganz Amerikanisch das Merchandising – nach dem Motto „There´s no business like Show business“! Bei Jim Beam steht auch mir, obwohl ich schon sehr oft zu Besuch war, der Mund der schieren Größe von dieser Destille geschuldet weit offen. Dort lernst du wie man industriell brennt aber noch viel wichtiger, wie man Kunden, die dich besuchen, alles um das Thema Whisky, vom Notizbuch bis zum Schlüsselanhänge, verkaufen kann – ein wichtiger Nachmittag für unsere beiden Kunden! Abschließend soll eine Zahl für sich sprechen – 17 Millionen …. Fässer hat Jim Beam aktuell unter Bourbon! Eine Zahl die auch für die beiden ambitionierten Jungs der Dresdner Whisky ambitioniert ist.
Nach unserer Tour bei Jim Beam – wir konnten gar nicht anders, da quasi um die Ecke – schauten wir noch beim Warehouse von Four Roses herein. Eine andere Welt – hier wird zwar nicht destilliert wie am Hauptsitz in Lawrenceburg, Kentucky aber zu einer gemütlichen Bourbon Probe mit anschließendem Besuch eines Rickhouse konnten wir nicht nein sagen.
Beeindruckend der Kontrast zum großen Nachbar Jim Beam, es ging fast gemütlich zu, ein White Dog (noch nicht gereiftes Destillat) und zwei ehrliche Bourbons. Hier machte die Einfachheit den Charme der Marke aus.
Honky Tonk & good bye USA
Ich merkte es bei der Weiterfahrt, mein Sohn Jonas als Fahrer, dass meinen Begleitern die vergangen fünf Tage doch ganz schön in den Knochen steckt. Überwältigt der Eindrücke, voll mit vielen noch nicht gekannten Herangehensweisen an das Thema Holzfass und Bourbon. Mit noch mehr Ideen im Hinterkopf ging´s weiter auf der Interstate 65 Richtung Nashville.
Nach anstrengenden Tagen und so hat es der Zufall ausgewählt haben wir uns in Nashville auf dem Country Festival was just zu unserem Besuch stattfand auf dem Honky Tonk die notwendige Entspannung und ein bisschen Feiern gegönnt. Ausgelassene Freude und pure Lebenslust, mit diesem Eindruck haben wir Nashville, diesmal dann mit dem Flieger via Chicago zurück nach Frankfurt verlassen!
Weitere Eindrücke:
Bis bald,